19. Feb 2025
Wie die Bestellung von Kaffee und Kuchen helfen kann, einer Demenz vorzubeugen, erfuhren die Teilnehmenden im Onlinevortrag von Anna Mühling. Die Fachreferentin im Kompetenzbereich Alter und Demenz des Kolping Schulwerks gab ihren Zuhörer*innen unter anderem praktische Übungen an die Hand, mit der sie an ihrer geistigen Fitness arbeiten können. „Das Gehirn fit halten und Demenz begegnen“ war der Titel des Auftaktangebots der aktuellen Staffel unserer Online-Reihe „90 Minuten".
„Es hat sich gelohnt“, resümierten die Teilnehmenden nach dem Vortrag, der nicht nur schwierige Aspekte einer Demenzerkrankung zur Sprache brachte, sondern auch mutmachende. „Wir können an unserer geistigen Fitness arbeiten und vielleicht sogar die Symptome einer Demenzerkrankung reduzieren“, erklärte Anna Mühling und zeigte, wie man die Kommunikation der beiden Gehirnhälften trainieren kann: Mit der rechten Hand bestellt man zwei Tassen Kaffee, indem man Zeige- und Mittelfinger wie Hasenohren nach oben streckt. Währenddessen ordert die linke Hand zwei Stücke Kuchen, indem man Daumen und Zeigefinger zu einer Pistole formt. Ziel ist es, im Rhythmus mit der rechten und linken Hand die Varianten zu wechseln – in verschiedenen Geschwindigkeitsstufen.
Als weitere Dimension kann eine andere Person vorgeben, welche Formationen gezeigt werden sollen. Neben der Koordination bzw. Konzentration sind Zuhören und Verstehen gefragt. Die unter dem Namen „Hase und Jäger“ bekannte Übung ist eine von zahlreichen Fingerübungen, mit denen man nicht nur zum Koordinationsprofi seines Körpers wird, „sondern die auch noch Spaß machen“.
Einen weiteren Tipp, den die Demenzexpertin für die Zuhörer*innen hatte: im Gehirn frühzeitig viele verschiedene Wege zu verankern, mit denen man eine Handlung ausführen kann. Sie zählte sechs Varianten auf, „um mit dem Popo auf dem Stuhl zu landen“. Somit kann das Gehirn auf alternative Möglichkeiten des Hinsetzens zurückgreifen, sollten durch gestörte Nervenleitungen oder Blockaden im Gehirn einige Routinen nicht mehr möglich sein.
„Es reicht nicht aus, diese Tätigkeiten nur einmal auszuführen, sie müssen routiniert und gut eingeübt sein“, betonte Anna Mühling, die sich freute, dass aus ihrer Zuhörerschaft weitere Vorschläge kamen. Besonders faszinierte sie die Gewohnheit einer Kolpingschwester, die in jedem Urlaub mit ihrem Mann die Betthälften tauscht – inklusive frühmorgendlicher Orientierungshöchstleistungen.
Um den Menschen, die an Demenz erkrankt sind, die Orientierung im Alltag zu erleichtern, um für sie Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten zu finden, die ihnen gut tun, und um die gemeinsame Zeit positiv zu gestalten, dafür hatte die Referentin eine Reihe an Tipps zusammengestellt. Auch für An- und Zugehörige verändert sich der Alltag massiv. „Sich Auszeiten organisieren“, lautete daher der Appell von Anna Mühling, die eine Reihe an Unterstützungsmöglichkeiten aufführte. Denn pflegende Angehörige haben aufgrund der Dauerbelastung und des Stresses selber ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken.
Eine der größten Herausforderung bringen Persönlichkeitsveränderungen bei Demenz mit sich. „Wie gehe ich mit Aggressivität um“, fragte eine der Vortragsteilnehmerinnen. „Die Person ernst nehmen in ihrem Gefühl und sie gleichzeitig auffangen, ohne dass sie ausrastet“, erzählte Anna Mühling von ihren Strategien aus ihrer Berufserfahrung und konkretisierte dies anhand eines Beispiels. Neben all den schwierigen Situationen und Verhaltensweisen gibt es auch positive Momente, in denen herzhaft gelacht oder geschmunzelt werden darf, lenkte Anna Mühling mit einigen Geschichten aus ihrer beruflichen Tätigkeit den Blick auch auf bereichernde Aspekte der Thematik.
Inspirierend und lebhaft – mit diesem Eindruck gingen die Zuhörer*innen aus dem Vortrag. „Ich habe einige Erkenntnisse mitgenommen“, resümierte eine Teilnehmerin. Die Freude war auch ganz auf Seiten der Referentin, die den Austausch in lockerer Runde als sehr konstruktiv empfunden hat. „Ich fand es sehr bereichernd, dass sich die Teilnehmenden auch mit ihren Sorgen und Wünschen eingebracht haben“, so Anna Mühling.
Das Kennenlernen der neuen Bildungsangebote sowie ein persönliches als auch generelles Interesse am Thema Demenz hatten die Teilnehmenden für den Vortrag vor die Bildschirme gelockt. Auch wie man das Thema Demenz in der eigenen Kolpingsfamilie angehen könnte, war einer der Motoren.