16. Okt 2023
Kaffee als Mitnahmeprodukt beim Discounter? Immer zum Angebotspreis? Das kann nicht fair sein, sagt Claudia Brück. Als Vorständin von Fairtrade Deutschland nahm sie an einem Forum zum Thema Fairer Handel in Paderborn teil, zu dem die Kolping Röstwerkstatt Brakel eingeladen hatte. „Die Kaffeepreise im Handel gehen immer zu Lasten der Lieferkette“, betonte Claudia Brück. 80 Prozent des Kaffees in Deutschland wird aber in Rabattaktionen verkauft.
„Die Zukunft des Kaffeeanbaus und Verkaufs kann nicht in niedrigen Preisen liegen“, sagt auch Tevfik Özkan vom Deutschen Kaffeeverband. „Kolping ist ein Vorbild“, so Özkan, „denn mit dem fairen und direkten Handel mit den Herstellern in Mexiko und Honduras ist Kolping sehr nah an der Lieferkette.“
Die Kolping Röstwerkstatt arbeitet mit Kaffeeproduzent*innen in Mexiko und Honduras zusammen, die den Rohkaffee für die Kolping-eigene Kaffeemarke TATICO produzieren – und das schon seit fast 30 Jahren. In diesen Jahrzehnten hat sich die Zusammenarbeit weiterentwickelt. „Die paternalistischen Zeiten sind vorbei“, sagt Thorsten Schulz, Geschäftsführer der Kolping Röstwerkstatt. „Als Partner lernen wir viel voneinander und ringen miteinander um Lösungen. Das macht den Wert unserer Partnerschaften aus.“ Das unterstreicht Rafael Jacobo, Leiter des Kolpingwerkes Mexiko: „Vertrauen und Solidarität sind Werte, die sonst in Wirtschaftsbeziehungen kaum noch eine Rolle spielen. Hier erleben wir sie.“
Lösungen brauchen die Menschen entlang der Lieferkette aktuell für die Auswirkungen des Klimawandels auf den Anbau von Kaffee. Während der Kaffeekonsum auf hohem Niveau stabil bleibt, sinken die Erträge, berichtet Rufino Rodriguez, Leiter des Kolpingwerkes Honduras. „Die Böden haben schon jetzt weniger Nährstoffe als vor einigen Jahren.“ Das Kolpingwerk Honduras unterstützt die Kaffeeproduzent*innen im Land unter anderem mit Weiterbildungen zum Bio-Anbau und zum nachhaltigen Düngen sowie mit der Begleitung durch einen Agraringenieur. "Die Produzenten sehen sich auch als Hüter der Natur“, stellt Rufino Rodriguez heraus. „Fair gehandelter Kaffee ist deshalb immer ein Beitrag zum Klimaschutz.“
Claudia Brück ist sich angesichts des Klimawandels „nicht sicher, ob wir in 20 Jahren noch qualitativ so hochwertigen Kaffee bekommen werden wie heute.“ Zu einer nachhaltigen Produktion gehört ihrer Meinung nach die Einbeziehung der sozialen und Umweltkosten. Tevfik Özkan vom Deutschen Kaffeeverband sieht eine Chance auch in der Forschung: „Wir brauchen Kaffeepflanzen, die klimaresistent sind.“ Sein Verband vertritt allerdings auch Unternehmen, die Kaffee nicht fair und direkt handeln, weshalb Özkan bei der Podiumsdiskussion nicht nur Partei für den fairen Handel ergriff.
Am Ende war die Diskussionsrunde ein Spiegel dessen, was den fairen Handel ausmacht: „Er macht die Menschen sichtbar, die hinter dem Kaffee stehen“, fasste Claudia Brück zusammen. Die Menschen und ihren Stolz auf ihr Produkt.