13. Sep 2024
Im Rahmen unserer Bildungsangebote zum Thema Nachhaltigkeit haben Kolpinggeschwister und Interessierte in dieser Woche ein Windrad im Windpark Etteln besichtigt und sich dort über den aktuellen Stand der Möglichkeiten von Windenergie informiert.
Das besichtigte Windrad ist keines der größten, die es derzeit gibt, aber trotzdem beeindruckend. 115 Meter Nabenhöhe, an der höchsten Stelle des Rotors ist es knapp 210 Meter hoch. Der Turm hat in Bodenhöhe einen Innendurchmesser von rund 30 Metern – ein Einfamilienhaus würde darin locker Platz finden.
Wenn Mitarbeitende des Wartungsteams mit der kleinen Aufzugkabine nach oben fahren, benötigen sie dafür zehn Minuten. Schon der Blick vom Boden aus nach oben ist beeindruckend. Die Energie, die das Windrad im Jahr erzeugt, reicht aus, um 2.500 Einfamilienhäuser in dieser Zeit mit Strom zu versorgen.
Das Windrad und weitere im Windpark Etteln wird von der Firma WestfalenWind betrieben. Insgesamt betreibt WestfalenWind aktuell rund 100 Windenergieanlagen im Kreis Paderborn. Weitere 100 sind in Planung, berichtete Unternehmenssprecherin Sonya Harrison. Sie nahm sich fast zwei Stunden Zeit für die Kolping-Gruppe. Der Kreis Paderborn hat mit insgesamt 530 Anlagen die dritthöchste Anlagendichte in Deutschland. „Die Hochflächen sind einer der besten Binnen-Windstandorte in unserem Land“, erläuterte Sonya Harrison. „Außerdem ist hier viel Platz vorhanden.“ So gebe es nicht so viele Bauernhöfe in Außenbereichen von Dörfern wie zum Beispiel im Münsterland, bei denen die Abstandsregelung beachtet werden muss.
In Nordrhein-Westfalen hat der Landtag vor einem Jahr die pauschale 1.000-Meter-Abstand-Regel aufgehoben. Seitdem dürfen Windräder auch näher an Wohnbebauung gebaut werden. „WestfalenWind wendet diese Regelung aber weiterhin an“, so die Unternehmenssprecherin.
Überhaupt sei der Kreis Paderborn Vorreiter bei den erneuerbaren Energien: Ihr Anteil am Stromverbrauch liege hier bei 167 Prozent. Das heißt: Mit der hier produzierten erneuerbaren Energie können über den Eigenbedarf auch Menschen in anderen Regionen versorgt werden.
Um die Energieversorgung zukunftsfähig zu gestalten, sei ein „europäisch gedachter Netzausbau“ wichtig, sagte Sonya Harrison. Anders als bisher werde in Zukunft der ländliche Raum die Energieversorgung übernehmen müssen, weil Windräder und große Photovoltaikanlagen dezentral erreichtet werden, anders als Kohle- oder Atomkraftwerke. Der Strom muss aber zu den Verbrauchern transportiert werden. Dynamische Strompreise, die den Verbrauchern ermöglichen, zum tatsächlichen Tagespreis Strom zu kaufen, und Entfernungspauschalen seien sinnvolle Instrumente: „Wenn ein Bundesland im Süden bei uns Strom kauft, sollen sie auch für den Transport bezahlen.“
Ein neues Projekt der WestfalenWind ist „GreenIT“: Hierbei wird der Platz im Turm genutzt, um dort Rechenzentren direkt mit dem Strom zu betreiben, den das Windrad erzeugt. WestfalenWind möchte in einem Pilotprojekt die eigenen Server dort platzieren. Ein großer deutscher Automobilhersteller hat auch schon Interesse signalisiert. Er möchte seiner Großrechner dort platzieren, auf denen die stromintensiven Berechnungen für autonomes Fahren laufen.