11. Apr 2023
Sie ist wirklich etwas sperrig, die offizielle Bezeichnung ihres Berufes. Deshalb sagt Caroline Brosch am Anfang des Gespräches lieber: „Es ist einer der ältesten Berufe, die es gibt.“ Schon im Mittelalter waren Schildermaler nachweislich gefragt. Schilder wurden zum Beispiel für Ritterturniere bemalt. Was Caroline Brosch heute macht, heißt „Schilder- und Lichtreklameherstellerin“. „Der Beruf ist eine Mischung aus Grafikdesign und Arbeit auf der Baustelle“, erklärt sie. „Wobei der handwerkliche Anteil überwiegt.“ Schilder- und Lichtreklamehersteller*innen arbeiten mit verschiedenen Materialien und Untergründen wie Holz, Metall und Kunststoff. „Wir hatten auch Unterricht bei Gerüstbauern, denn wir müssen manchmal Gerüste aufstellen, wenn wir Schilder anbringen.“
Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kommt an der Arbeit dieser Berufsgruppe nicht vorbei. Das Werbeschild am Geschäft in der Innenstadt, die Beschriftung am Auto des Pflegedienstes, aber auch der grün leuchtende Hinweis auf den Notausgang im Parkhaus – das und mehr stellen Caroline Brosch und ihre Kolleg*innen her. In ihrem konkreten Fall im Familienbetrieb in Witten, den ihre Mutter in den 1990er-Jahren gegründet hat. Heute sind dort sechs Mitarbeitende beschäftigt.
„Das ist so ein Familiending“, antwortet die 28-Jährige auf die Frage, warum sie sich für diesen Beruf entschieden hat. Schon als Kind habe sie ihre Eltern häufig zur Arbeit begleitet. 2015 hat sie ihre Ausbildung abgeschlossen und 2017 erfolgreich die Meisterprüfung abgelegt. Ihre Perspektive ist, irgendwann den elterlichen Betrieb zu übernehmen.
Bis dahin darf sich Caroline Brosch als Vertreterin der Arbeitnehmer*innen in der Handwerkskammer Dortmund ehrenamtlich engagieren. Das tut sie seit 2019 in ihrer ersten Wahlperiode als Mitglied der Vollversammlung. Vor allem die Vernetzung sieht sie als großen Pluspunkt: „Ich habe dort viele Menschen aus anderen Handwerksberufen kennen gelernt, mit denen ich mich austauschen kann. Das erweitert meine Perspektive auf das Handwerk insgesamt.“ Und es sei gut, dass sie in diesem Gremium mitbestimmen könne. „Man kann nicht nur jammern. Man muss auch etwas tun.“
Beim Thema Corona sei das besonders dringend. Wie geht es dem Handwerk zum Ende der Pandemie? Welche Hilfen gibt es für Betriebe? Welche Anlaufstellen können sie kontaktieren? Viele Betriebe suchen Antworten auf diese Fragen. Die Digitalisierung und der Mangel an Fachkräften und Nachwuchs sind für Caroline Brosch weitere wichtige Themen. „Unser Beruf ist kaum bekannt, leider auch bei den Arbeitsagenturen.“ Der Familienbetrieb möchte jedes Jahr einem jungen Menschen die Chance auf eine Ausbildung geben, doch Interessierte zu finden, werde immer schwieriger. Dabei spricht viel für das Handwerk: „Ich mag es, etwas mit meinen Händen zu schaffen. Außerdem vermittelt ein handwerklicher Beruf praktische Fähigkeiten für den Alltag. Und macht unglaublich viel Spaß.“
Für die junge Frau ist klar, dass sie sich 2024 wieder für die Vollversammlung der Handwerkskammer zur Wahl stellen wird. Sie hofft, dass sich neue Interessierte für dieses Ehrenamt finden. „Ich würde es jedem meiner Freunde im Handwerk empfehlen.“ Der zeitliche Aufwand sei überschaubar und gut mit den Verpflichtungen vereinbar, die der Beruf mit sich bringt. Der Einstieg sei ihr 2019 leicht gefallen. „Das war alles sehr anfängerfreundlich.“