09. Mai 2025
Habemus Papam - die Welt blickte am gestrigen Donnerstagabend nach Rom, als im Vatikan ein neuer Papst gewählt wurde. Zum ersten Mal seit 122 Jahren trägt nun wieder ein Papst den Namen Leo. Für das Kolpingwerk ist dies eine besondere Namenswahl: Leo XIII. (Papst von 1878 bis 1903) war ein Verfechter der katholischen Soziallehre. In seine Enzyklika "Rerum Novarum" fanden auch Gedanken unseres Verbandsgründers Adolph Kolping Eingang. Was bedeutet diese Namenswahl? Eine Einordnung von Mario Polzer, Referent für Öffentlichkeitsarbeit.
Es war am gestrigen Vormittag in unserer wöchentlichen Teambesprechung im Diözesanbüro. Wir sprachen über das Konklave, wie lange es dauern würde, welche Kardinäle Chancen auf die Nachfolge von Papst Franziskus haben und welchen Namen der neue Papst wählen würde. "Bis zum Wochenende wissen wir es", war unser Diözesanpräses Sebastian Schulz überzeugt. Und weiter: "Der neue Papst wird sich Leo nennen."
Er hatte mit beiden Vermutungen Recht. Und so tauschten wir uns abends nach dem "Habemus Papam" per WhatsApp weiter aus.
Leo ist für uns als Kolpingwerk nicht irgendein Papstname. Zuletzt trug ihn Leo XIII., Papst von 1878 bis zu seinem Tod 1903. "Arbeiterpapst" hat man ihn genannt. Mit "Rerum Novarum" ("Geist der Neuerung") hat Leo XIII. 1891 eine Enzyklika vorgelegt, die heute als die "Mutter aller Sozialenzykliken" bezeichnet wird. Darin macht der Papst Vorschläge zur Lösung der Sozialen Frage.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit unserem ehemaligen Diözesanvorsitzenden Gerd Tietz im vergangenen Jahr. Gerd Tietz ist ein ausgewiesener Kenner unserer Verbandsgeschichte. Für unsere Publikationen recherchiert er Themen mit historischem Hintergrund. Im vergangenen Jahr sprachen wir über Adolph Kolping und die soziale Frage. Die Gedanken Kolpings haben laut Gerd Tietz Eingang gefunden in die Enzyklika „Rerum Novarum“. Und ganz bewusst habe Papst Johannes Paul II. das Jahr 1991 – 100 Jahre nach Veröffentlichung von „Rerum Novarum“ - gewählt, um Adolph Kolping selig zu sprechen. „Eine besondere Ehre, die Kolping damit zuteilwurde“, davon ist Gerd Tietz überzeugt.
Die Soziale Frage hat Adolph Kolping bewegt. Ihm lagen nicht nur die Handwerksgesellen am Herzen. In seinen Schriften und Veröffentlichungen beschäftigte er sich auch mit den Sorgen und Nöten der Fabrikarbeiter angesichts der Industriellen Revolution. In den „Rheinischen Volksblättern“ schrieb Kolping 1865, im Jahr seines Todes, sechs Beiträge unter dem Titel „Zur Arbeiterfrage“. Die Industrielle Revolution habe die Menschen egoistischer gemacht, stellte er fest: „‘Wenn ich es nur gut habe, dann kann mir wenig daran liegen, wie es dem Nebenmenschen ergeht‘, das ist die praktische Weltlehre im direkten Gegensatz gegen die christliche Lehre von der Nächstenliebe geworden (…). Auch das moderne Handwerk ist in diese Weltschule gegangen und dadurch ziemlicher Auflösung verfallen.“ Der letzte Beitrag erschien am 16. September 1865, wenige Monate vor Kolpings Tod.
Nun hat auch Robert Francis Kardinal Prevost den Namen Leo für sein Pontifikat gewählt. Mit diesem Rückbezug zu seinem Vorgänger an der Schwelle zum 20. Jahrhundert dürfen wir als Kolpingwerk die Hoffnung verbinden, dass soziale Aspekte - bezogen auf die Rahmenbedingungen unserer Zeit - wieder stärker in den Fokus rücken werden. Und mit seinen ersten Worten als Papst: "Der Friede sei mit Euch allen" hat Leo XIV. uns Mut gemacht, auch auf seinen Einsatz für den so sehnlich erwarteten Frieden in dieser Zeit hoffen zu dürfen.