03. Nov 2025

Yannick Schutzmeier ist 20 Jahre alt, wohnt im Kreis Lippe - und hat die vergangenen zwölf Monate als Nord-Süd-Freiwilliger in Südafrika verbracht. "Ein einzigartiges Privileg", sagt er. Organisiert und pädagogisch betreut wurde der Freiwilligendienst von den Kolping-Jugendgemeinschaftsdiensten (JGD). Hier ist Yannick Schutzmeiers eindrucksvoller Bericht über ein unvergessliches Jahr.
Mein Zuhause im zurückliegenden Jahr war die Stadt Upington in der Nordkap-Provinz im Nordwesten Südafrikas. Die Stadt, in der knapp 90.000 Einwohner leben, liegt im äußersten südlichen Kalahari-Becken, weshalb es dort im Sommer bis zu 45 Grad Celsius warm werden kann. Im Kontrast dazu kommen im Winter aber auch hin und wieder Minusgerade vor. Außerdem fließt der Orange-River (oder Oranje-Rivier, wie er auf Afrikaans heißt) mitten durch das Herz der Stadt. Der Fluss ist der längste Fluss des Landes und ist nach dem Sambesi der zweitlängste Fluss im gesamten südlichen Afrika.
Gelebt habe ich während des gesamten Jahres auf einem Kirchengelände im Stadtzentrum. Dort hatte ich einen eigenen Bereich, in dem ich schlafen, kochen und mich bei Bedarf zurückziehen konnte.
Nichtsdestotrotz hatte ich mit den fünf Priestern, die mit mir auf dem Gelände gelebt haben, ein gutes Verhältnis. Vor allem mit meinem Mentor Father Willem, welcher Mitglied bei Kolping South Africa ist, hatte ich einen sehr netten und hilfsbereiten Ansprechpartner, der mir bei Problemen jeglicher Art geholfen hat.

Von August bis April habe ich im Oasis Skills Development Centre mitgearbeitet. Das Oasis ist eine Bildungseinrichtung für Kinder und junge Erwachsene aus den Townships, den ärmsten Vierteln einer südafrikanischen Stadt, die körperliche und/oder kognitive Einschränkungen haben. In der Einrichtung sollen die Kinder und jungen Erwachsenen die grundlegendsten Alltagskompetenzen, wie das Zählen, Lesen und Schreiben, aber auch handwerkliche Kompetenzen erlernen. Das Ziel ist dabei, die Schüler*innen im Erwachsenenalter in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Ich habe während meiner Zeit im Oasis die Klasse mit den erwachsenen Schüler*innen übernommen. Zusammen haben die Lernenden das Schreiben, Lesen und Rechnen in Rahmen von Projektwochen erlernt. Dazu haben wir zu bestimmten Berufsfeldern verschiedene Aufgaben bearbeitet, aber auch in praktischen Aufgaben durften sich die Schüler*innen ausprobieren. So haben wir gemeinsam zum Beispiel die Berufe des Friseurs, des Make-Up-Artists, des Malers, aber auch des Gärtners und Bäckers entdeckt. Bei beiden letzteren Berufen haben wir auch Einblicke in die einrichtungseigene Bäckerei und in den ebenfalls zum Schulgelände gehörigen Garten bekommen. An beiden Orten habe ich vormittags gelegentlich ausgeholfen, sofern Bedarf bestand.
Nachmittags, wenn die Klassen Schulschluss hatten, bin ich in die Kindergartengruppen der Schule gewechselt und habe dort die Erzieher*innen für die restlichen Stunden unterstützt. Zumeist waren dies die typischen Aufgaben, zum Beispiel das Spielen und Basteln mit den Kindern sowie die Organisation des gemeinsamen Mittagessens.

Ab April habe ich die Möglichkeit bekommen, in der Simbruner Primary School mitzuarbeiten, auf der insgesamt 1.100 Schüler*innen von der Vorschulklasse bis hin zur siebten Klasse angemeldet sind. Hier lernten die Schüler ähnliche Fächer, wie ich es aus meiner eigenen Schulzeit kannte. Ich durfte hauptsächlich beim Englischunterricht in den fünften Klasse mithelfen. Zusammen mit den Lehrer*innen haben wir die Klassen auf die Klassenarbeiten vorbereitet, die am Ende jedes Quartals stattfinden. Zusätzlich habe ich bei administrativen Aufgaben oder beim Kochen des Mittagessens mitgeholfen.
Während der Schulferien und an Wochenenden hatte ich Zeit zur freien Verfügung, die ich meist genutzt habe, um Südafrika und seine Nachbarländer zu erkunden. In den Sommerferien habe ich zum Beispiel die berühmten Victoriafälle in Simbabwe, die Wüsten Namibias und die hüglige Landschaft Lesothos und des südlichen Südafrikas besucht. Wenn man in Südafrika ist, dürfen natürlich auch Safari-Ausflüge in die zahlreichen Nationalparks nicht fehlen. Im Kontrast zu den sehr dünn besiedelten Gebieten standen auch Abenteuer in die Metropolen Johannesburg und Kapstadt auf dem Programm.
Sie haben Interesse an einem Nord-Süd-Freiwilligendienst? Bis zum 1. Februar 2026 läuft bei den Kolping-Jugendgemeinschaftsdiensten die Bewerbungsfrist für Nachrücker*innen.
Der Freiwilligendienst beginnt im Sommer 2026 (August / September). Eine gute Gelegenheit, bei einem der Partnerprojekte in Afrika, Lateinamerika oder Asien Land, Menschen und Kultur intensiv und hautnah zu erleben.