08. Apr 2023
Womit beginnt eigentlich Ostern? Mit einem „Feiertagseintrag“ im Kalender? Mit einem flackernden Osterfeuer? Oder mit dem Fund des ersten Osternestes? Es gibt vermutlich so viele assoziative Antworten auf diese Frage, wie es Christen gibt. Womit beginnt für Sie Ostern?
Ich suche in den Osterevangelien und finde eine erste Antwort auf diese Frage: Ostern beginnt mit den Tränen einer Frau! Ja, Sie haben richtig gelesen: Mit Tränen fing es an.
Maria Magdalena entdeckt als erste das leere Grab. Sie läuft sofort zu den Jüngern, um von dieser unglaublichen Entdeckung zu berichten. Petrus und Johannes eilen zum Grab, um sich ein Bild vom Geschehen zu machen.
Maria Magdalena ist noch vor Ort, als die beiden Jünger schon längst wieder weg sind. Sie bleibt da. Und sie weint. Sie lässt ihren Tränen freien Lauf. Sie spürt ihren Gefühlen nach und trauert. Ostern wird es für sie nicht in dem Moment, als sie feststellt, dass das Grab leer ist. Ostern wird es, nachdem sie sich ihren Gefühlen gestellt hat. Erst dann begegnet ihr der Auferstandene. Ostern wird es für sie in dem Augenblick, als sie ihren Namen hört, vom Auferstandenen angesprochen wird: "Maria".
Der Schriftsteller Patrick Roth nennt diese persönliche Wende der ersten Osterzeugin: "Magdalenen-Sekunde". In dieser Sekunde läuft ein "heiliger Schauer“ über ihre Seele. In der persönlichen Zu-Wendung des Auferstanden erfährt sie einen Moment, der Ewigkeit in sich trägt.
Jesu Auferstehung können wir nicht stichhaltig belegen. Sie wird erfahrbar in der persönlichen Zu-Wendung des Auferstandenen – und bleibt doch unfassbar und unaussprechbar.
Ostern wird es, wenn ein Mensch sagen kann: "Ich habe den Herrn gesehen." Dieses "Ich" ist der persönliche Wendepunkt von Ostern. Damit beginnt Ostern – auch und gerade dann, wenn es um uns herum gar nicht „österlich“ zugeht.
(Text: Sebastian Schulz)
Zum Osterfest wünschen wir Ihnen eine persönliche „Magdalenen-Sekunde“: die Freude darüber, dass der Herr wahrhaft erstanden ist, und frohe Stunden im Kreise von Familie und Freunden.
Sebastian Schulz
Diözesanpräses
Brigitte Viermann
Geistliche Leiterin