19. Okt 2022
Sein liebstes Küchengerät ist die Kaffeemaschine und das bei Kolping übliche "Du" falle ihm als Weihbischof nicht mehr allen Menschen gegenüber so leicht wie früher als Bundespräses: Schon die Schnellfragerunde zum Einstieg in diesen Abend machte neugierig darauf, mit Weihbischof Josef Holtkotte ins Gespräch zu kommen. Die Kolpingjugend hatte ihn zum Stammtisch eingeladen. Fast drei Stunden nahm sich Josef Holtkotte gestern Abend dafür Zeit.
Vor gut einem Jahr, am 26. September 2021, wurde Josef Holtkotte im Hohen Dom zu Paderborn zum Bischof geweiht. Erreicht habe ihn die Nachricht der Apostolischen Nuntiatur in Berlin "an einem brütend heißen Tag im Juni", erinnerte er sich gestern Abend beim Stammtisch der Kolpingjugend und gab zu: "Im ersten Moment wusste ich nicht, wie ich mit der Entscheidung umgehen sollte." Noch bis Oktober war er - einige Wochen lang gleichzeitig mit seinem neuen Amt - Kolping-Bundespräses. In dieser Zeit habe er viel Unterstützung des inzwischen emeritierten Erzbischofs Hans-Josef-Becker erfahren, für die er sehr dankbar sei.
Bemerkenswert die Antwort des Weihbischofs auf die Bitte, sich selbst mit drei Worten zu beschreiben: "Mit vier Worten. Ich bin ein Mensch."
Nach der Vorstellungsrunde und dem ersten Kennenlernen nutzten die knapp 20 Teilnehmenden die Gelegenheit, mit Weihbischof Josef Holtkotte aktuelle Themen zu diskutieren. Weit oben auf der Liste der Fragen standen natürlich die zur Sedisvakanz und zur Bischofswahl. "Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Erwartungen an den neuen Erzbischof", sagte Weihbischof Holtkotte, und die könne eine Person nicht alle erfüllen. "Es geht darum, den hoffentlich Geeignetsten für dieses Amt zu finden."
Das Erzbistum Paderborn habe in den vergangenen Jahren viele Entwicklungsschritte gemacht, mit denen es anderen Bistümern voraus sei. Das zeige sich unter anderem daran, dass Laien bei der Wahl des neuen Erzbischofs einbezogen werden. "Wir brauchen einen Erzbischof, der an diesen Fäden weiter zieht." Für die Wahl sollten deshalb inhaltliche Kriterien ausschlaggebend sein. Weihbischof Holtkotte ist kein Mitglied des Paderborner Domkapitels und deshalb nicht wahlberechtigt.
Mit interaktiven Methoden und offenen Diskussionen diskutierten die Teilnehmenden weitere Themen. Zur Sprache kamen die Bedeutung der Jugendverbände für die Kirche, die Öffnung von Weiheämtern für Frauen, die Haltung der Kirche zu queeren Menschen und die Kampagne "Out in Church" und der Missbrauchs-Skandal, dessen Dimension ihn nach wie vor im negativen Sinne überwältige, so Weihbischof Holtkotte - mitunter intensive Gespräche im vertraulichen Rahmen des gestrigen Stammtisches, weshalb an dieser Stelle nicht über alle Inhalte berichtet wird.
Einige Eindrücke vom Stammtisch mit Weihbischof Josef Holtkotte haben wir in unserer Bildergalerie zusammengestellt.