12. Mär 2025
Nach etwas längerer Pause waren wir wieder zu Gast bei Gerd Tietz, und das zur richtigen Zeit. Diesmal hat unser ehemaliger Diözesanvorsitzender, ein ausgewiesener Kenner unserer Verbandsgeschichte, zur Gründung des Kolpingwerkes recherchiert. In diesem Jahr feiert das Kolpingwerk Deutschland sein 175-jähriges Bestehen mit einem großen Fest vom 2. bis 4. Mai in Köln. Bei der Gründung des ersten Gesellenvereins in Elberfeld waren sieben Gesellen aus dem Gebiet des heutigen Diözesanverbandes Paderborn dabei - den es damals natürlich noch nicht gab.
Anton Balzer aus Schmallenberg, die Brüder Albert und Wilhelm Niggemann aus Marsberg, Engelbert Kneer und Theodor Mott aus Werl, Georg Gerlach aus Stadtberge und Fritz Kamp aus Volmershausen waren 1846 wandernde Gesellen in Elberfeld bei Wuppertal beschäftigt. „Diese Gesellen sind Mitbegründer des Muttervereins aller Gesellenvereine. Damit standen sie sozusagen an der Wiege des heutigen Kolpingwerkes“, sagt Gerd Tietz. Eine Ehrentafel aus dem Jahr 1873 zeigt unter anderem ihre Porträts, neben denen von Adolph Kolping und Johann Gregor Breuer.
Adolph Kolping war damals Kaplan in Elberfeld – und begeistert von der Idee des Gesellenvereins, den der Lehrer Johann Gregor Breuer gegründet hat. Eine dritte, für die Gründung wichtige Person ist Joseph Thiel. Auch der Schreinermeister ist auf der Ehrentafel abgebildet. Gerd Tietz berichtet: „Bevor Breuer am 8. November 1846 den ersten Gesellenverein gründete, wurden seit Februar in Thiels Werkstatt Gedanken besprochen und Überlegungen angestellt.“ Ein Jahr nach der Gründung wurde Kolping Präses des Elberfelder Gesellenvereins.
Die Ehrentafel des Elberfelder Gesellenvereins, abfotografiert aus der Chronik der Kolpingsfamilie Lippstadt von 1977. Fritz Kamp, der den Elberfelder Gesellenverein mitgegründet hat, gründete 1852 in Lippstadt den ersten Gesellenverein im heutigen Diözesanverband Paderborn.
Wäre Kolping in Elberfeld geblieben, gäbe es das heutige Kolpingwerk in seiner internationalen Ausprägung nicht, davon ist wohl nicht nur Gerd Tietz überzeugt. 1849 ließ sich Kolping als Domvikar nach Köln versetzen. Dort gründete er am 6. Mai 1849 den Kölner Gesellenverein, der großen Zulauf hatte. Die wandernden Gesellen trugen Kolpings Idee in die Welt. Am 20. Oktober 1850 fand in Düsseldorf die erste Generalversammlung statt. „Hierbei schlossen sich die drei bis dahin gegründeten Gesellenvereine Elberfeld, Köln und Düsseldorf zum Rheinischen Gesellenbund zusammen“, berichtet Gerd Tietz. „Diese Versammlung gilt als die Gründung des Verbandes, dessen Jubiläum wir in diesem Jahr feiern.“
Bei der zweiten Generalversammlung konnte Adolph Kolping berichten, dass sich vier weitere Vereine dem Bund angeschlossen hatten: Bonn, Aachen, Koblenz und Hildesheim. Da Hildesheim nicht zum Rheinland gehört, diskutierte die Versammlung eine Namensänderung. „Nach kurzer Debatte wurde beschlossen, den Rheinischen Gesellenbund in Katholischer Gesellenverein umzubenennen“, weiß Gerd Tietz.
Wie schnell die Gedanken Kolpings in der Welt verbreitet wurden, zeigt die erste Gründung eines Gesellenvereins außerhalb Europas: am 17. Mai 1856 in St. Louis in den USA. Ausgewanderte Gesellen hatten die Idee mit über den Atlantik genommen. Der Diözesanverband Paderborn wurde zwei Jahre später, 1858, mit elf Gesellenvereinen gegründet. „Nach den Gründungen in Köln und Trier ist unser Diözesanverband der drittälteste im Kolpingwerk“, so Gerd Tietz.