Zu Gast bei Gerd Tietz: Märtyrer und Verfolgte im Kolpingwerk

27. Feb 2024

Zu Gast bei Gerd Tietz: Märtyrer und Verfolgte im Kolpingwerk

Heute waren wir wieder zu Gast bei Gerd Tietz. Unser ehemaliger Diözesanvorsitzender hat sich bei seinen Recherchen mit Menschen aus dem Kolpingwerk beschäftigt, die wegen ihres Glaubens und ihrer Überzeugung ihr Leben lassen mussten. Das betrifft vor allem die Zeit des Nationalsozialismus. Kolpinggeschwister und Präsides wurden denunziert, zum Tode verurteilt und in Konzentrationslagern ermordet. Eine Recherche, die zeigt, wie wichtig es ist, dass Kolping heute Flagge gegen Rechts zeigt.

Von Anfang an war das Kolpingwerk den Repressalien des NS-Regimes ausgesetzt. „So wurde der Deutsche Gesellentag im Juni 1933 von der SA gewaltsam beendet“, berichtet Gerd Tietz. Mitglieder von Kolpingsfamilien wurden wegen ihrer Mitgliedschaft nicht zur Gesellenprüfung zugelassen, arbeitslosen Gesellen wurde die Arbeitslosenunterstützung gestrichen. Kolpingsfamilien wurden abgemahnt oder in manchen Fällen sogar aufgelöst, unter anderem wenn sie Theaterstücke mit christlichem Inhalt aufführten oder bei Zusammenkünften christliche Lieder sangen. „Verboten war das Kolpingwerk zwischen 1933 und 1945 nicht, aber die Nazis machten den Kolpinggeschwistern das Engagement so schwer wie möglich“, sagt Gerd Tietz.

Dann nennt er zwei Beispiele von Menschen, die während der NS-Zeit in Konzentrationslager verschleppt wurden und dort starben.

Vikar Heinrich König war Präses der Kolpingsfamilie Gelsenkirchen-Zentral, die damals noch zum Erzbistum Paderborn gehörte. Im Sommer 1941 hatte König ein vertrauliches Gespräch mit einem Kolpingbruder, der als Soldat auf Heimaturlaub war. Die beiden sprachen über die Kriegslage und die Stimmung in der Bevölkerung. „Vikar König machte keinen Hehl aus seiner ablehnenden Haltung gegenüber den Nazis“, so Gerd Tietz. Was er nicht ahnte: Der Kolpingbruder denunzierte ihn anschließend. König wurde verhaftet und ins KZ Dachau verschleppt. Dort wurde er am 24. Juni 1942, an seinem 42. Geburtstag, ermordet.

Josef Tippelt, der Verfasser des Liedes „Auf Gesellen in die Weite“ und Diözesansenior des Diözesanverbandes Königsgrätz, erlebte 1938 in Wien, wie der damalige Wiener Erzbischof Theodor Kardinal Innitzer Adolf Hitler mit ausgestrecktem Arm und dem Gruß „Heil Hitler“ begrüßte. Tippelt schrieb Innitzer einen Protestbrief, der aber von der Gestapo abgefangen wurde. Im Oktober 1938 wurde Tippelt verhaftet und nach vier Jahren Untersuchungshaft am 4. März 1943 in Berlin-Plötzensee ermordet. „Die letzten Zeilen seines Liedes wurden für Josef Tippet zur Wirklichkeit“, sagt Gerd Tietz. „Nicht zu wanken, nicht zu weichen, treu zu sein bis in den Tod.“

Das ausführliche Gespräch als Video

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